Weihnachtskarten schreiben heute ?

Uff!
Gerade habe ich die letzte von unzähligen Weihnachtskarten und Weihnachtsbriefen in den Briefkasten geworfen. Ich schreibe gerne und ich weiß, dass meine Verwandten und Freunde zum Jahresende auf ein Lebenszeichen warten. Es wäre übertrieben zu sagen, dass ich das „mit Links“ mache. Es ist anstrengend für Handgelenk und Nackenmuskeln. Wenn dann aber die Reaktionen kommen, ich selbst auch viel Post und viele Informationen bekomme und erfahre, wie es dem einen oder anderen das Jahr über so ergangen ist, dann ist das eine Weihnachtsfreude, die ich nicht missen möchte.
Obwohl diese Informationen heute ja per Telefon oder E-Mail schneller zu erhalten sind.

In dem Zusammenhang überlegte ich mir, wann wohl die erste spezielle Weihnachtskarte geschrieben wurde bzw. wer das Versenden von solchen Karten eingeführt hat. Wikipedia hat mir wie immer zuverlässige Hilfe geleistet, aber auch in alten Büchern habe ich Hinweise gefunden.

Die Sache mit dem Weihnachtsbaum fing ja schon „klein“ an, indem die Menschen bereits in vorchristlicher Zeit Zweige von Bäumen oder Büschen in der Zeit der Wintersonnenwene zur Dekoration an der Außenseite der Häuser anbrachten. Über Nikolaus, Knecht Ruprecht, den Adventskranz und die Entstehung der Liedes : Stille Nacht….“ wissen wir meist Bescheid. Aber Weihnachtskarten? Wann? Warum? Wer?

Es soll wie folgt gewesen sein:
Ein britischer Staatsbeamter hatte im Dezember 1843 anscheinend wenig Zeit oder vielleicht auch keine Lust, lange Briefe zum Jahresende an seine Freunde und Verwandten zu schreiben. Mister Henry Cole dachte nach, hatte eine Idee und setzte diese sofort in die Tat um, in dem er den Maler John Callcott Horsley beauftragte, für ihn eine Karte mit dem Text: „Merry Christmas and a Happy New Year“ zu entwerfen. Der Maler versah den Text noch mit einem Gemütlichkeit und Fröhlichkeit ausstrahlenden Motiv einer Familie. Das Ganze druckte Henry Cole, der Auftraggeber, der auch eine Lithographenanstalt besaß, in einer Menge von 1000 Karten. Er verschickte sie nicht nur selber, sondern verkaufte diese zum Preis von 1 Shilling pro Stück. Das war damals ein hoher Preis. Dies soll der Anfang der Sitte gewesen sein, Weihnachtskarten zu versenden. Der Brauch setzte sich in England durch und nahm erst später von dort aus den Weg in alle Kontinente. In England wird bis heute jährlich ein Preis für die beste Gestaltung einer Weihnachtskarte vergeben.
Ein Deutscher Einwanderer namens Lous Prang soll 1874 die Weihnachtskarten in Amerika eingeführt haben. Ihm schreibt man auch die Einführung verschiedener amerikanischer Glückwunschkarten zu.

In Deutschland war es bis etwa zum Ersten Weltkrieg üblich, zu Weihnachten so genannte Wunschblätter zu verschenken in Form von an den Rändern verzierter Briefbogen, in die der Absender handschriftlich Grüße, manchmal auch Gedichte, einfügte. Um 1890 waren allerdings auch schon vereinzelt offene Postkarten mit Weihnachtsmotiven

 

Winterlandsch.PK 01.02.16 at 14.19unterwegs. Nach und nach setzten sich aber wieder Karten durch, die im Umschlag verschickt wurden. Dadurch entstanden die Doppelkarten, die vorne ein Weihnachtsmotiv zeigten und innen noch viel Platz für ausführliche schriftliche Mitteilungen hatten. Die Motive der Karten gehen mit dem Zeitgeist.
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Die Stechpalme, ein beliebtes Motiv in England

Neben den zu allen Zeiten üblichen christlichen Motiven, wurden Christbäume, Zweige, Kugeln, Kerzen, winterliche Landschaften, Liebespaare unter Weihnachtsbäumen, Familien mit Kindern, Hunden und Katzen am Kamin und unter dem Weihnachtsbaum, festlich verpackte Geschenk-Kartons, winterliche Blüten mit Bändern, Vögel auf schneeverwehten Zweigen und auch sonst allerlei Kitsch und Kunst auf die Weihnachtskarten aufgedruckt. In England und USA sind eingeschneite, festlich geschmückte Häuser, Kirchen und ganze Straßenzüge sehr beliebt. Auch Tiermotive. besonders Hunde. In Skandinavien natürlich Schlitten, Schnee und Rentiere.

Die Heilige Familie mit dem Kind ist bis heute als Hauptmotiv geblieben, aber sonst war und ist fast nichts undenkbar als Weihnachtskartenschmuck. Zur Zeit sind animierte, blinkende, glitzernde und witzige Karten sehr beliebt. Bei manchen ist der Bezug zum christlichen Ursprung gar nicht mehr erkennbar, dafür aber erfährt der Empfänger viel über die Sitten und Gebräuche in anderen Ländern. So hat sich auch in Deutschland z.B. das Motiv des Rentiers aus dem Norden offensichtlich endgültig durchgesetzt.  Scan-151221-0001.jpg

Wie auch immer die Karten gestaltet sein sollten, der Inhalt macht den Unterschied. Es ist immer gern gesehen, wenn handschriftlich ein paar persönliche Zeilen eingefügt sind, ein paar Familiennachrichten, ein schönes Gedicht, einige originell formulierte gute Wünsche. Nur den Namen des Absenders vorzufinden als Ergänzung zu den gedruckten Grußformeln auf der Motiv-Seite der Karte ist für den Empfänger immer enttäuschend.
Ein Wort darüber hinaus sollte man dem mit einer Grußkarte Beglückten schon gönnen. Dann kommt Weihnachtsfreude auf.
Das geht heutzutage natürlich auch per E-Mail. Es gibt viele schöne Motive und viele Möglichkeiten, weihnachtliche Grüße per Internet weiterzuleiten. Nicht zuletzt kann man selbst eine virtuelle Karte gestalten.

Fündig werden kann man zu diesem Thema übrigens auch in Historischen Romanen. Nicht selten werden Weihnachtsfeiern, Bräuche und das Empfangen von Weihnachtspost ausführlich beschrieben.

Nora Zorn © 2015

Quellen: Wikipedia
sowie alte Lexika und Bücher

Fotos: Eigene alte Postkarten des Autors

Stechpalme: mit Genehmigung von Frau Dr. Gunda Kraeplin