…ein Gedicht zur rechten Zeit?

Ich habe meinen Blog lange Zeit sehr vernachlässigt, weil andere Dinge wichtiger und dringender waren. Unter anderem habe ich versucht, Ordnung in meine Bücherschränke zu bringen und vor allem Platz zu schaffen für neue Bücher. Das ist gar nicht so einfach, denn Bücherschränke sind ja nicht dehnbar. Die Anschaffung eines E-Readers hat ja schon viel verändert. Ich genieße es sehr, mir in kürzester Zeit, an Sonn- und Werktagen, bei Tag und bei Nacht, Ebooks nach Lust und Laune zu bestellen und innerhalb von Minuten auf meinem Lesegerät zu haben. Ich habe auf diese Weise sicher schon sehr viel Platz gespart. Aber die Bücher, die schon da sind, die kann ich nur sehr schwer weggeben, obwohl ich schon bei bookcrossing.de mitmache, unseren neuerdings aufgestellten öffentlichen Bücherschrank ab und zu „füttere“, das eine oder andere Buch einfach da und dort liegen lasse, in der Hoffnung, dass es Abnehmer findet.

Das Schöne beim Stöbern und Aufräumen und Sortieren von Büchern ist, dass man natürlich an dem einen oder anderen Buch hängenbleibt, es mit Freude wieder einmal liest oder zumindest das eine oder andere Kapitel wiederentdeckt, das einem früher schon Freude gemacht oder eine Erkenntnis gebracht hat. Man vergeudet viel Zeit bei solchen Aufräumarbeiten, sagen manche Leute. Ob es wirklich vergeudete Zeit ist, ist natürlich die Frage.

Heute fiel mir ein vergilbtes und offensichtlich viel gelesenes Taschenbuch in die Hände aus dem Verlag Zweitausendeins: Gedichte gegen den Krieg. Warum es mich gerade heute angesprochen und berührt hat, genau wie früher auch schon?

Man muss nur die Nachrichten der Tagesschau sehen oder Radio hören, dann wird einem die Aktualität des Gedichtes von Bertold Brecht bewusst, das den Titel hat:

An meine Landsleute (von Bertold Brecht)

I.

Ihr, die ihr überlebtet in gestorbenen Städten

Habt doch nun endlich mit euch selbst Erbarmen!

Zieht nun in neue Kriege nicht, ihr Armen

Als ob die alten nicht gelanget hätten;

Ich bitt euch, habet mit euch selbst Erbarmen!

III.

Ihr Kinder, dass sie euch mit Krieg verschonen

Müsst ihr um Einsicht eure Eltern bitten.

Sagt laut, ihr wollt nicht in Ruinen wohnen

und nicht das leiden, was sie selber litten:

Ihr Kinder, dass sie euch mit Krieg verschonen!

Wen sprechen diese Zeilen nicht an in diesen Tagen, in denen immer noch und wieder an so vielen Orten Krieg herrscht oder vorbereitet wird? Wie ist es möglich nach allem, was man über die Folgen weiß?

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