Mathematik, Computer und Internet – ein Thema für Frauen?

Bald ist wieder Muttertag und ich habe deshalb beschlossen, zur Freude der Frauen über eine Geschlechtsgenossin zu schreiben, die es für selbstverständlich hielt, sich ihrer Begabung gemäß mit sogenannten „Männerthemen“ intensiv zu befassen, und das schon lange vor der Zeit des Internet. Sie war sehr erfolgreich, auch dank der Unterstützung durch ihre Mutter und durch Männer ihres Umfeldes. Ihr Vater war Lord Byron.

Hier poste ich heute einen Artikel, den ich vor längerer Zeit über Ada Lovelace veröffentlicht habe. Er soll junge Frauen ermutigen, sich MINT-Fächern zuzuwenden und ihre Begabungen nicht zu ignorieren.

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Augusta Ada Byron wurde am 10. Dezember 1815 in London als erste eheliche Tochter des romantischen Dichters Lord Byron geboren. Er trennte sich bereits einen Monat nach Adas Geburt von seiner Frau Anna Isabella Noel-Byron und veranlasste sie, mit dem neugeborenen Kind wieder zu ihren Eltern zurückzukehren. Ada hat ihren Vater nie wiedergesehen. Sie wuchs im Hause ihrer Großeltern auf mit einer Mutter, die Geometrie und Astronomie studiert hatte und sehr an Mathematik interessiert war. Diese naturwissenschaftlich interessierte Mutter ermöglichte Ada ein Studium der Mathematik bei Charles Babbage und der Mathematikerin Mary Somerville. Ada Byron betrieb ihre mathematischen Studien mit großer Leidenschaft, auch als sie schon William King, 8. Baron King, geheiratet hatte, der später zum 1. Earl of Lovelace erhoben wurde.
Ein Leben lang im Spagat zwischen Begabung und Familie
Lady Lovelace versuchte ihr Leben als Mathematikerin und Forscherin mit den Pflichten als Ehefrau und Mutter in Einklang zu bringen, was ihr nach der Geburt von drei Kindern immer weniger gelang. Sie schrieb in einem Brief an Mary Somerville über ihre unglückliche Ehe, die es ihr so schwer macht, ihren Begabungen und Neigungen zu leben.
Es gab deshalb nach Phasen der wissenschaftlichen Arbeit auch Zeiten in ihrem Leben, in denen sie sich alle Mühe gab, eine perfekte Lady, Gastgeberin, Erzieherin der Kinder, Ehefrau und respektierte Gesellschaftsdame zu sein. Sie liebte Musik und Tanz und gesellschaftliche Ereignisse zeitweise fast ebenso wie Zahlen und Algorithmen.


Anerkennung und Förerung durch Charles Babbage, Mathematiker und Erfinder

Mechanische Rechenmaschine
Im Jahre 1843 gab ihr Charles Babbage, der englische Mathematiker, Philosoph und Erfinder, die auf Französisch von dem Italiener Luigi Menabrea angefertigte Beschreibung zum Bau einer mechanischen Rechenmaschine. Er bat Ada, die er schon als Kind kannte, diesen Text ins Englische zu übersetzen. Fast ein Jahr arbeitete Ada mit Leidenschaft und Konzentration an dieser Arbeit, übersetzte nicht nur kompetent, sondern fügte auch einen eigenen Anhang mit Überlegungen zu verschiedenen Punkten dazu. Vor allem entdeckte sie auch eine kleine Ungereimtheit in den Berechnungen, teilte diese Entdeckung ihrem Lehrer Babbage mit. Dieser nahm sie mit Interesse und mit Anerkennung entgegen und machte sich sogleich an die Überprüfung. Im Zusammenhang mit dieser Arbeit entwarf Ada Lovelace für Charles Babbage einen schriftlichen Plan, wie man Bernoulli-Zahlen mit der Maschine berechnen konnte. Dieser Plan brachte ihr den Ruhm ein, das erste Computerprogramm geschrieben zu haben. Die Maschine wurde nie gebaut, da das britische Parlament die Übernahme der Kosten verweigerte.


Erfinderin eines mathematisch sicheren Wettsystems
Ada Lovelace war ihr kurzes Leben lang intensiv damit beschäftigt, ihr Leben als Frau, Mutter, Dame der Gesellschaft und ihre Begabung für Mathematik unter einen Hut zu bringen. Sie verfiel in den letzten Jahren vor ihrem frühen Tod durch Krebs ihrer Leidenschaft für Pferde-Wetten. Finanziell geriet sie dadurch in Bedrängnis, aber sie hatte während der langen Zeit der Bettlägerigkeit eine ihren Geist beflügelnde Beschäftigung gefunden: Ein mathematisch sicheres Wettsystem. Charles Babbage, mit dem sie zeitlebens in Briefkontakt blieb, schätzte sie als ebenbürtige Gesprächspartnerin und Kollegin. Er sandte ihr 1843 folgende Zeilen:
Forget this world and all its troubles
and if possible its multitudinous Charlatans
everything but the Enchantress of Numbers.
In einer Sache waren sie sich stets einig: in der Leidenschaft und der Bewunderung für die Welt der Zahlen.


Pionierin der Computerwissenschaft
Obwohl Auguste Ada Byron, spätere Lady Lovelace, keine lange Zeit des Wirkens beschieden war, hat sie in dieser Zeit sehr viel für die Mathematik und daneben für ihre Familie geleistet. Sie wird zu Recht eine Pionierin der erst später entstandenen Computerwissenschaft genannt.
Ein Vorbild für Frauen in naturwissenschaftlichen Berufen
Viele Ada-Lovelace-Projekte werden in fast allen Bundesländern als Mentoring-Programme gestartet, um das Interesse von Frauen für das Studium der Naturwissenschaften zu wecken. Dies ist ein sehr lobenswertes Unternehmen finde ich, gerade auch deshalb, weil ich selbst leider nicht das Glück hatte, in meiner Kindheit und Jugend in Bezug auf Mathematik gefördert zu werden. Ein leidenschaftlich für Mathematik begeisterter Lehrer mit guten pädagogischen Fähigkeiten hätte mich vielleicht schon damals auf den Spuren Ada Lovelace‘s wandeln lassen. Nun habe ich über Ada Lovelace nachgedacht, recherchiert und hoffe, mit meiner Bewunderung für diese ungewöhnliche Frau einen kleinen Beitrag zur Anerkennung einer der ersten Frauen in der Welt der Informatik geleistet zu haben.
Eine rührende Notiz fand ich bei Wikipedia über den Ort der Beisetzung von Lady Ada. Sie wurde auf eigenen Wunsch neben ihrem ebenfalls mit 36 Jahren (1852) verstorbenen Vater, Lord Byron, beigesetzt.
Ada Lovelace, geborene Byron, nun ihrem fernen Vater endlich nahe im Tode.

2024 © E.Z.

Foto: Internet

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